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German Design Graduates: Visionäre Projekte deutscher Design-Absolvent*innen ausgezeichnet

Der Rat für Formgebung hat vier Projekte ausgezeichnet, die in ebenso vielen Kategorien einen Beitrag zu einem sozial nachhaltigen Leben leisten können. Die Ausstellung „Dare to Design“ im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg zeigt diese und alle weiteren Finalisten in einer Ausstellung.

01/09/2023 - Ab heute und noch bis 8. Oktober 2023 ist im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) die Ausstellung „Dare to Design“ zu sehen. Gezeigt werden die visionärsten Arbeiten von Absolvent*innen renommierter deutscher Design- und Kunsthochschulen. Wie jedes Jahr bietet die vom Rat für Formgebung kuratierte Ausstellung einen Überblick über die aktuellsten Entwicklungen jungen Designs in Deutschland. Bei der gestrigen Einweihung der erstmals im MK&G stattfindenden Schau sind die vier herausragendsten Arbeiten der German Design Graduates gewürdigt worden.
Tulga Beyerle, Direktorin des Museum Kunst und Gewerbe Hamburg, erklärt: „Die interessantesten Projekte junger Designerinnen und Designer aus deutschen Hochschulen ausstellen zu können, freut uns sehr. ‚Dare to Design‘ bietet einen Überblick der aktuellen Positionen jungen Designs aus Deutschland und der besten Absolvent*innen der Design- und Kunsthochschulen. Wir sind froh, als führendes Haus für Gestaltung den Nachwuchs unterstützen zu können und seinen innovativen Ideen auf diese Weise mehr Sichtbarkeit zu geben.“
German Design Graduates Show 2023 – Dare To Design Im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (Mk&G); Foto Jakob Boerner 2Pin it

German Design Graduates Show 2023 – Dare To Design Im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (Mk&G); Foto Jakob Boerner

Die vier Preisträger*innen wurden von der Jury aus den 47 ausgestellten Positionen der Ausstellung bestimmt, die wiederum eine Auswahl aus über 250 Einreichungen darstellen. Sie alle befassen sich alternativ mit den Themen der Kategorien der Auszeichnung: Gesellschaft und Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Zirkularität, Forschung und Wissenschaft sowie Inklusion. Dabei zeigen sie auf unterschiedlichste Weise, wie mit Gestaltungsprozessen bestehende Systeme hinterfragt, erneuert und Projekte realisiert werden können, die ein sozial nachhaltiges Leben ermöglichen.
Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung, kommentiert: „Es ist bemerkenswert, mit welcher Voraussicht die neue Generation an den Design-Hochschulen auf die Herausforderungen unserer Zeit eingeht. Die Rolle von Design als Katalysator für Innovation und Transformation wird in den gezeigten Arbeiten besonders deutlich. Ich freue mich daher sehr, dass der Rat für Formgebung die Innovationskraft, die aus deutschen Hochschulen hervorgeht, mit der Initiative German Design Graduates sichtbar machen kann. Seit unserer Gründung vor 70 Jahren ist es eine unserer Kernaufgaben, jungen Designtalenten den Weg in die Industrie zu ebnen: Wir helfen dabei, Allianzen zu bilden zwischen den Designer*innen untereinander und zwischen Design und Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft, damit diese visionären Ideen für eine lebenswerte Zukunft auch in die Umsetzung kommen. Mit den German Design Graduates können wir dieses Vorhaben auf ideale Weise vorantreiben.“

Kategorie Nachhaltigkeit & Zirkularität

Preisträgerin der Kategorie ist Leila Wallisser von der Kunsthochschule Berlin Weissensee. Ihr Projekt Toxic Legacies möchte Transparenz in die Recycling-Wirtschaft bringen, um so dem Greenwashing entgegenzuwirken. Die Jury, bestehend aus Leif Huff, Design- und Innovationsstratege der Agentur FLUID, Florian Sametinger, Leiter Forschung der Agentur KISKA und Ronja Scholz, Expertin für Eco-Design & Circular Service Design am Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration, schätzt die iterative Herangehensweise der jungen Designerin und findet: „Ausgehend von der Problemstellung, wie gebrauchte Zigarettenfilter sinnvoll weiter genutzt werden könnten, führten diverse Materialexperimente zu der Frage, welchen Wert das Ausgangsprodukt selbst hat, um welchen Preis ein Recycling sich lohnt. Die Transparenz, mit der diese Umwege im Projekt beschrieben werden, und wie der Weg zum Ergebnis der Arbeit demonstriert und visualisiert wird, überzeugte die Jury. Leila Wallisser nimmt sich im Projekt der Größe des Problems an und geht nicht nur kritisch mit der Themenstellung, sondern auch mit der eigenen Arbeitsweise um. In der daraus entstandenen Kampagne ‚re:cig‘ wird ‚Recycling als Lösung für alles‘ kritisiert und das dadurch propagierte gute Gewissen und die (Selbst-)Täuschung auf charmante Weise entlarvt.“
Toxic Legacies Filtering the Truth von Leila Wallisser, April / April - 2023, Kunsthochschule Berlin Weissensee, Master of Arts 3Pin it

Toxic Legacies Filtering the Truth von Leila Wallisser, April / April - 2023, Kunsthochschule Berlin Weissensee, Master of Arts

Kategorie Forschung & Transfer

Die Kategorie befasst sich mit der Frage, wie Designforschung das Verständnis von Design und Wissenschaft verändern und Designmethoden den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis beschleunigen können. Die diesjährige Preisträgerin der Kategorie ist Beatriz Oria Lombardía von der Bauhaus Universität Weimar, deren Projekt „(non-) local lab“ kreative Möglichkeiten der Aufwertung invasiver Pflanzenarten in einem partizipativen Kontext erforscht. Dazu werden die Pflanzen bewusst geerntet, statt nur entfernt – und in Materialanwendungen umgewandelt. So soll die Beziehung der Menschen zu nicht-menschlichen Lebewesen überdacht, über sich verändernde Ökosysteme zu reflektiert und die menschliche Rolle innerhalb dieser Systeme hinterfragt werden. Beatriz Oria Lombardía „…verknüpft interdisziplinäres Wissen mit designbasierter Materialforschung und schafft mit ihrer Installation Raum für gesellschaftliche Beteiligung. Auf diese Weise zeigt das Projekt, wie Design Brücken zwischen Forschung und Gesellschaft schlagen kann und dabei neue Wege des Wissenstransfers jenseits gewohnter Pfade schafft“, so die Jury. Sie bestand in dieser Edition aus Dr. Andrea Augsten, Strategin und Designforscherin im Innovationslabor der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH / Vorstand Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung, Lynn Harles, Creative Engagement Manager, Museum für Naturkunde Berlin und Stephan Ott, Leiter Institute for Appliance and Research (IfDRA) des Rat für Formgebung.
(non-) local lab Problematik und Potenziale invasiver Pflanzenarten in Thüringen durch Design erforscht, Beatriz Oria Lombardía, TLUBN, Umweltamt Weimar, LPV Rhön, Natura 2000 Station Pin it

(non-) local lab Problematik und Potenziale invasiver Pflanzenarten in Thüringen durch Design erforscht, Beatriz Oria Lombardía, TLUBN, Umweltamt Weimar, LPV Rhön, Natura 2000 Station "Mittlere Saale", März / March - 2023, Bauhaus Universität Weimar, Master of Arts, Foto: Beatriz Oria Lombardía

Kategorie Gesellschaft & Gemeinschaft

Preisträgerin der Kategorie ist Anna Unterstab von der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Ihr Projekt Bücheria entstand im Hamburger Stadtviertel Wilhelmsburg während der Corona-Jahre, eine Zeit, in der sich vermehrt sexistische Übergriffe manifestiert hatten. Mit ihrem Projekt vernetzt Anna Unterstab Nachbar*innen und befähigt sie mittels Büchern für unterschiedlichste Zielgruppen, das Thema Feminismus und Diversität im Alltag zu besetzen.
Die Jury zeigt sich begeistert: „Anna Unterstab erreicht mit ihrer Abschlussarbeit vieles zugleich: Sie schafft eine Sichtbarkeit für queer-feministische Themen und aktuelle Herausforderungen in Hamburg Wilhelmsburg, sie realisiert einen ‚analogen‘ Raum, einen Begegnungsort für Austausch, für Selbstermächtigung, sowie gemeinsames Lernen und kollektives Lesen. (…) Mit dieser besonderen Herangehensweise hat es Anna geschafft, dass ihre Arbeit nicht als reine Vision in der Zukunft verankert bleibt, sondern tatsächlich bereits im Hier und Jetzt verortet ist und dort eine wichtige, unmittelbare Wirkung entfalten kann. Das Ergebnis ist sozusagen eine ‚reale Utopie‘, gekonnt eingebettet in bestehende Strukturen. (…).“ Zur Jury gehörten Barbara Lersch, Referentin Hans-Sauer-Stiftung, Prof. Kris Krois, Professor an der Freien Universität Bozen und Tobias Trübenbacher, Nachwuchs-Designer im Bereich Produktdesign, German Design Award Newcomer 2023.
Bücheria Eine feministische und queere Stadtteilbibliothek in Wilhelmsburg von Anna Unterstab, Juni / June - 2022, Hochschule für bildende Künste Hamburg, Master of Arts, Foto: Elisa Goldammer 5Pin it

Bücheria Eine feministische und queere Stadtteilbibliothek in Wilhelmsburg von Anna Unterstab, Juni / June - 2022, Hochschule für bildende Künste Hamburg, Master of Arts, Foto: Elisa Goldammer

Fokusthema: Inklusion

Die Auswahl des Fokusthemas und die Wahl der Preisträgerin erfolgte durch die Gesamtjury. Geehrt wurde in diesem Jahr in der Kategorie Inklusion Juliane Kühr von der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Ihr Projekt „Vruit“ demokratisiert die künstliche Befruchtung und ermöglicht eine Selbstbestimmtheit beispielsweise für Singles, queere Personen oder wirtschaftlich schwache Personengruppen. „Vruit“ ist ein Sextoy-Set für die Eigen-Insemination, das eine Alternative zur klinischen Insemination durch medizinisches Fachpersonal bietet. Die Verwendung von Vruit ermöglicht eine sinnliche und entspannte Choreografie für alle Beteiligten, angefangen von der Samenspende bis hin zur eigentlichen Insemination. Dadurch wird die Eigen-Insemination so einfach wie eine Konzeption durch heteronormativen Sex. Die Jury findet: „Die Designerin, die in diesem Fall von der gesamten Jury ausgewählt wurde, hat sich in ihrer Abschlussarbeit mit einem Thema beschäftigt, für welches es einen großen Bedarf und doch noch keine gute Lösung, sondern vor allem Provisorien gibt. Das mag auch daran liegen, dass es sich um ein Tabuthema handelt. Mit Vruit entwickelte Juliane Kühr ein Produkt, welches eine große Gruppe von Menschen, in erster Linie gleichgeschlechtliche Paare und Singles mit Kinderwunsch, dazu ermächtigt, bei der Erfüllung dieses Wunsches auf ästhetische und lustvolle Weise zu unterstützen.“ Zudem bemerkt das Gremium, die Designerin wolle „… mit einem beiliegenden Heft über gesundheitliche Fragen und rechtliche Herausforderungen aufklären und zudem auf entscheidende Unterstützungsangebote hinweisen. Damit ist ihre Abschlussarbeit mehrdimensional gedacht und bringt verschiedene, auch gesellschaftlich relevante Aspekte mit ein und klärt auf.“
Vruit Sextoy Set für die Eigen-Insemination von Juliane Kühr, März / March - 2023, Hochschule der Bildenden Künste Saar, Bachelor of Arts, Foto: Juliane Kühr 6Pin it

Vruit Sextoy Set für die Eigen-Insemination von Juliane Kühr, März / March - 2023, Hochschule der Bildenden Künste Saar, Bachelor of Arts, Foto: Juliane Kühr

Die vier Preisträger*innen erhielten ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro. Neben den Awards werden Supportleistungen vergeben: Alle eingereichten Abschlussarbeiten eines GDG-Jahrgangs werden in das Netzwerk von Akteur*innen aus Industrie und Kultur vermittelt. Ausgewählte Botschafter*innen wählen nach eigenen Kriterien spezifische Projekte aus, um die dahinterstehenden Nachwuchsdesigner*innen individuell zu fördern. Unter den diesjährigen Supports, die ihre Expertise, Wissen oder Netzwerke teilen, sind folgende Institutionen, Plattformen und Einzelpersonen: Ambiente Messe Frankfurt, BASF Designfabrik, Covestro, Designcampus Dresden, Haute Innovation, ID Berlin, Internationale Handwerksmesse München, Jasmin Jouhar, Mono, Afilii.
Gruppenfoto bei der German Design Graduates Show 2023 – Dare To Design Im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (Mk&G); Foto Jakob Boerner 7Pin it

Gruppenfoto bei der German Design Graduates Show 2023 – Dare To Design Im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (Mk&G); Foto Jakob Boerner

German Design Graduates Show 2023 – Dare To Design Im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (Mk&G); Foto Jakob Boerner 8Pin it

German Design Graduates Show 2023 – Dare To Design Im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (Mk&G); Foto Jakob Boerner

German Design Graduates Show 2023 – Dare To Design Im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (Mk&G); Foto Jakob Boerner 9Pin it

German Design Graduates Show 2023 – Dare To Design Im Museum Kunst und Gewerbe Hamburg (Mk&G); Foto Jakob Boerner


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